Die Diagnose ADHS kann für Eltern zunächst ein Schock oder zumindest eine große Unsicherheit bedeuten. Viele Fragen tauchen auf: Was bedeutet das für mein Kind? Welche Behandlungen sind sinnvoll? Muss mein Kind Medikamente nehmen? Diese Unsicherheit ist verständlich – gleichzeitig bietet die Diagnose auch eine Chance: Endlich gibt es eine Erklärung für die Verhaltensweisen, die Ihr Kind vielleicht schon lange begleiten. Nun können Sie gezielt Unterstützung suchen.
Was bedeutet ADHS?
ADHS ist kein Zeichen von „Faulheit“. Es handelt sich um eine neurobiologische Entwicklungsstörung, die Aufmerksamkeit, Impulskontrolle und Selbstregulation beeinflusst. Kinder mit ADHS sind oft kreativ, energiegeladen und denken „anders“ – mit der richtigen Unterstützung können sie ihre Stärken entfalten.
Therapie- und Unterstützungsoptionen
1. Psychoedukation für Eltern und Kind
Der erste Schritt ist Information. Wenn Eltern und Kinder verstehen, wie ADHS funktioniert, können sie leichter Strategien entwickeln. Psychoedukation kann durch Ärzt:innen, Therapeut:innen oder in speziellen Elterntrainings erfolgen.
2. Verhaltenstherapie
Verhaltenstherapie ist eine der am besten erforschten Therapieformen für ADHS. Sie unterstützt das Kind dabei, Struktur aufzubauen, Impulse besser zu kontrollieren und Selbstorganisation zu lernen. Eltern werden aktiv einbezogen, um den Alltag zu erleichtern.
3. Medikamente
Medikamente wie Methylphenidat (Ritalin®) oder Amphetaminpräparate werden oft verschrieben, um die Kernsymptome (Unaufmerksamkeit, Impulsivität, Hyperaktivität) zu reduzieren. Sie sind kein „Muss“, können aber die Konzentrationsfähigkeit und den Alltag des Kindes stark erleichtern. Eine enge ärztliche Begleitung ist hier entscheidend. Wichtig ist dabei zu wissen, dass diese Medikamente auf der Symptomebene wirken, nicht auf der Ursachenebene.
4. Ergotherapie
Ergotherapeut:innen helfen, motorische Fähigkeiten, Handlungsplanung und Selbstorganisation zu fördern. Besonders bei Kindern, die zusätzlich Schwierigkeiten mit Fein- oder Grobmotorik haben, ist dies hilfreich.
5. Neurofeedback
Eine sanfte, nicht-invasive Methode, bei der das Kind über Feedback lernen kann, seine Gehirnaktivität besser zu regulieren. Studien zeigen gute Ergebnisse, insbesondere in Kombination mit Verhaltenstherapie.
6. Schulische Unterstützung
Ein enger Austausch mit Lehrer:innen ist wichtig. Förderpläne, Nachteilsausgleiche (z. B. mehr Zeit bei Tests) oder individuelle Lernmethoden können den Schulalltag deutlich entspannen.
7. Elterncoaching
ADHS betrifft die ganze Familie. Elterncoaching hilft, den Familienalltag zu strukturieren, Konflikte zu reduzieren und positivere Erziehungsstrategien zu entwickeln.
Wie können Sie Ihr Kind im Alltag unterstützen?
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Struktur und Routinen: Ein klarer Tagesplan gibt Orientierung.
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Positive Verstärkung: Loben Sie gezielt gewünschtes Verhalten.
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Kleine Schritte: Große Aufgaben in Teilaufgaben zerlegen.
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Bewegung: Sport hilft, überschüssige Energie abzubauen und fördert die Konzentration.
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Geduld und Humor: ADHS ist herausfordernd, aber auch ein Abenteuer.